E-Carsharing-Pionier in Windischgarsten endet nach drei Jahren
- jakobarnold
- Dec 23, 2023
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Rückblick: Nachhaltige Mobilität seit 2020
Im Jahr 2020 startete die Raiffeisenbank Windischgarsten anlässlich ihres 60-Jahr-Jubiläums ein regionales E-Carsharing-Projekt – das erste seiner Art im ländlichen Garstnertal. Ein vollelektrischer Renault Zoe stand fortan als Gemeinschaftsauto zur Verfügung, stationiert fix am Parkplatz der Bank. „Wir freuen uns sehr, mit diesem Projekt einen Mehrwert für unsere Mitinhaber zu bieten“, erklärte Bankdirektor Klaus Schmaranzer bei der Einführung. Das Angebot zielte auf nachhaltige Mobilität ab und setzte ein Zeichen für Klimafreundlichkeit in der Region. Raiffeisen Oberösterreich führte das Windischgarstner E-Carsharing später sogar als Vorzeigeprojekt für gelebte Nachhaltigkeit an.
Carsharing als Service für Bank-Mitinhaber
Nutzungsberechtigt waren ausschließlich die genossenschaftlichen Mitglieder („Mitinhaber“) der Raiffeisenbank. Interessierte konnten schon ab 100 € Einlage einen Mitinhaber-Anteil erwerben und sich einmalig registrieren lassen, um dann das E-Auto buchen zu dürfen. Per Online-Portal oder App war der Renault Zoe bequem reservierbar. Vor Ort wurde das Fahrzeug kostenlos mit Strom geladen – die Bank übernahm also die Ladeenergie. Sogar eine Autobahnvignette sowie eine Tunnelkarte (Bosruck- und Gleinalmtunnel) lagen im Wagen bereit. Zusätzliche Fixkosten fielen für die Nutzer abgesehen von einem fairen Kilometer-Tarif kaum an. Gewinnorientiert war der Betrieb nicht; vielmehr verstand sich das Projekt als Service der Bank für die Gemeinschaft. „Mit Projekten wie dem E-Car-Sharing setzt Obfrau Regina Reiter mit ihrem Team nachhaltige Akzente für die genossenschaftlichen Mitglieder“, berichtete die Raiffeisenzeitung über den innovativen Mobilitätsansatz.
Nutzung und Fokus auf Einheimische
Rund 25 bis 30 Personen machten schließlich aktiv von dem Angebot Gebrauch (laut internen Angaben der Bank). Diese überschaubare Nutzerzahl zeigt, dass das E-Carsharing vor allem einen kleinen Kreis engagierter Einwohner ansprach. Das Konzept war bewusst auf die lokale Bevölkerung zugeschnitten und nicht auf touristische Besucher ausgerichtet. „Das Auto hat den dauerhaften Standort bei der Raiffeisenbank Windischgarsten und wartet darauf, von Ihnen getestet zu werden“ hatte Schmaranzer zum Start betont – angesprochen waren damit primär Einwohner der Region, die das Elektroauto etwa für Besorgungen oder Ausflüge in der Umgebung testen und nutzen konnten. Der Verleih an fremde Urlaubsgäste stand nie im Vordergrund, was die Gemeinwohl-Orientierung des Projekts unterstreicht.
Projektende Ende 2023 – positive Bilanz bleibt
Nach rund drei Jahren wurde das Carsharing-Modell Ende 2023 beendet. Einer der Gründe: gestiegene Kosten. Durch die allgemeine Teuerung der letzten Jahre – etwa höhere Energie- und Unterhaltskosten – erschien das Angebot vielen zuletzt weniger attraktiv. Die Raiffeisenbank betrieb das E-Auto zwar kostendeckend und ohne Profitabsicht, doch bei moderater Nutzung bedeutete jeder Preisanstieg eine zusätzliche Belastung. Zudem blieb die Teilnehmerzahl begrenzt, sodass sich das ursprünglich als Pilotprojekt gedachte Angebot im Alltagsbetrieb nicht weiter skalieren ließ. Trotz alledem zieht man eine positive Bilanz: Das Windischgarstner E-Carsharing hat gezeigt, dass nachhaltige Mobilitätslösungen am Land möglich sind und angenommen werden – wenn auch in kleinem Rahmen. Es war ein Vorzeigeprojekt im Sinne der genossenschaftlichen Idee, bei dem nicht der Gewinn, sondern der Gemeinschaftsnutzen im Vordergrund stand. Auch wenn das Elektroauto nun nicht mehr zur Verfügung steht, bleibt das Projekt als Pionierleistung in Erinnerung. Es hat Bewusstsein geschaffen und könnte langfristig den Weg für ähnliche Initiativen in ländlichen Regionen ebnen – ganz im Sinne der Idee, „gemeinsam mehr zu bewegen“, die Raiffeisen vor 60 Jahren nach Windischgarsten gebracht hat.
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